Worauf wir uns freuen dürfen

Nachdem viele von uns hoffnungsvoll und mit guten Vorsätzen ins neue Jahr gestartet sind, fragen wir uns natürlich:

Was bringt uns 2022?

Rein aus der Supply Chain-Perspektive betrachtet können wir uns auf viele schöne Themen freuen; einige nehmen wir aus 2021 mit, andere kommen neu hinzu. Naheliegend und „aus aktuellem Anlass“ werden wir uns natürlich weiter intensiv mit Lieferkettenstörungen und -unterbrechungen durch die Pandemie, aber auch mangels Vorprodukten auseinandersetzen. Viele von uns kennen das Problem aus eigener Erfahrung, nicht nur wegen leerer Regalplätze im Supermarkt. Manche Ausfälle sind dramatischer.

Wenn zum Beispiel eine schnelle Reparatur in der Kfz-Werkstatt, die früher dank 1h-Lieferzeit von Ersatzteilen binnen 24 Stunden erledigt war, nun wegen Lieferproblemen eben dieser Teile zwei Wochen in Anspruch nimmt. Zwei Wochen, in denen der mobile Bundesbürger auf sein Auto verzichten muss und auch keinen Leihwagen mehr bekommt, weil viele ähnlich Betroffene vor ihm das Kontingent bereits erschöpft haben. Dann bleibt oft nur noch Car Sharing: Sharing is caring.

Sharing ist nicht nur nachhaltig, sondern auch ein Lösungsansatz, den wir in der Netzwerkökonomie weiterverfolgen werden. Ein anderer Ansatz, der neben weiteren Nutzenaspekten auch einen Lösungsbeitrag zur Reduzierung und zum Umgang mit Verwirbelungen in Lieferketten beitragen wird, ist das Großprojekt Catena-X, das zahlreiche Partner aus der Automotive-Branche vom OEM bis zum KMU zusammen mit Partnern aus Wissenschaft und Industrie verfolgen. Mit Expertise in der Konzeption, der Entwicklung und der Industrialisierung von logistischen Assistenzsystemen für die Automobilindustrie sind wir in diesem Projekt in den Themenfeldern Rückverfolgbarkeit, Bedarfs- und Kapazitätsmanagement und Nachhaltigkeit aktiv.

Dabei wird auch grundlegend ein Beitrag zur Transparenz im Supply Chain Management geschaffen. Transparenz ist immer der erste Schritt zur Problemlösung in Supply Chains, damit Verantwortliche beispielsweise feststellen können, an welcher Stelle im Netzwerk jener Partner sitzt, der downstream alle anderen Partner aktuell aufhält.

In den Lieferkrisen der Vergangenheit war meist nicht einmal das bekannt, weshalb solche Probleme a priori nicht lösbar waren und in der Folge größer und größer wurden. Deshalb engagieren sich wichtige Stakeholder der Branche derzeit intensiv für das Projekt, um rasch zu konkreten Verbesserungen zu kommen – ohne dass Teile der Produktion ins eigene Land oder auf den eigenen Kontinent zurückgeholt werden müssten. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass das bei bestimmten kritischen Bauteilen zwar richtig und nötig sein kann, insbesondere wenn Corona noch länger andauert. In Summe bin ich jedoch unverändert davon überzeugt, dass die Vorteile international verteilter Wertschöpfungsnetzwerke deren Nachteile in der Regel deutlich überwiegen – eine Einschätzung, die übrigens auch vom ifo-Institut geteilt wird. Nach einer aktuellen Studie des ifo-Schnelldiensts würde eine Abkehr von globalen Lieferketten das BIP um zehn Prozent verringern. Deshalb sollten wir auch an einem globalen Supply Chain Management festhalten und es nicht kaputtreden.

Neben diesem Großprojekt haben wir im neuen Jahr viele weitere spannende Themen auf der Agenda; von Künstlicher Intelligenz über Blockchain und 5G bis hin zur Weiterentwicklung und Anwendung etlicher anderer Technologien, die alle zu einer deutlichen Verbesserung im Supply Chain Management beitragen. Das ist auch dringend nötig.

Denn wir sollten Supply Chain Management, das in der öffentlichen Wahrnehmung in den letzten Monaten der Pandemie zunehmend an Bedeutung gewonnen hat, schnell in Richtung der Silicon Economy auf den nächsten Level bringen, was ebenfalls ein sehr bestimmendes und das ganz zentrale Thema auch im neuen Jahr bleibt und sein wird. Die Silicon Economy macht aus Lieferketten digital vernetzte und autonome Supply Chain Ecosystems. Wir werden in unseren großen Umsetzungsprojekten rund um die Silicon Economy an vielen konkreten Lösungen arbeiten. Zum Beispiel werden wir KI-basierte IoT-Devices weiterentwickeln, die den eigenen Shop Floor verlassen und zwischen einzelnen Standorten autonom hin- und herfahren können. Wir werden die Entwicklung des E-Frachtbriefs weiter voranbringen und Blockchain-basierte Lösungen für das Gefahrgut-Management skalieren – ein ebenfalls hoch relevantes Thema.

Es ist zudem stark mit dem bestimmenden Thema Nachhaltigkeit verbunden. Denn zum Schutz von Mensch und Umwelt werden immer mehr Güter als Gefahrgut deklariert; die Batterien für E-Autos sind hier lediglich ein prominentes Beispiel. Nicht nur deshalb steigen die Anforderungen an und die Aufwendungen für das Gefahrgut-Management stetig. Für diese vordringliche Aufgabe bietet die Blockchain-Technologie ganz hervorragende Lösungsmöglichkeiten, die wir in diesem Jahr mit unseren Unternehmenspartnern weiter entwickeln und damit auch einen ganz konkreten Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten werden. So langfristig bedeutsam das Thema Nachhaltigkeit sein wird, wird Gefahrgut-Management nicht das einzige Anliegen sein, das wir in diesem Themenkreis verfolgen werden.

Ich meine, wir müssen die Möglichkeiten, die uns die neuen Technologien an die Hand geben, nutzen und dafür einsetzen, dass wir den Klimawandel in den Griff bekommen und Unternehmen dank digitaler Transformation gleichzeitig digital und nachhaltig werden. Digitalisierung und Nachhaltigkeit stehen sich nicht als Alternativen gegenüber, es muss vielmehr zur Verbindung beider Themen kommen: Nachhaltigkeit (vor allem auch) durch Digitalisierung. Die politischen Weichen dafür scheinen jedenfalls bereits in die richtige Richtung gestellt worden zu sein. Wir können also trotz aller aktuellen Belastungen einigermaßen optimistisch auf das neue Jahr schauen. Ich freue mich darauf, Ihnen in weiteren Beiträgen spannende und jeweils aktuelle Einblicke in unsere Neuentwicklungen zu geben. In diesem Sinn: Auf ein Neues!

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