Klarer sehen, resilienter und nachhaltiger werden

Supply Chain Resilience – das bestimmende Thema der letzten Monate. Neu ist es nicht. Viele weitblickende und kompetente Verantwortliche in Logistik und Supply Chain Management haben es seit Jahren auf dem Radar-Schirm – alle anderen spätestens seit Corona und Ukraine-Invasion. Zusammen mit Nachhaltigkeit und Flexibilität bildet das Thema sozusagen das Magische Dreieck der Wertschöpfungsnetzwerke. Alle wollen resilienter, nachhaltiger und flexibler werden. Wie?

Wie verringern wir die Unterbrechungen von Lieferketten und die Verzögerungen in Lieferprozessen, die uns alle aktuell bis an die Belastungsgrenze beschäftigen? Als Antwort auf diese Frage erleben wir alle irgendwann den klärenden Aha-Moment: Wir brauchen (mehr) Transparenz! Je früher und klarer ich sehe, was in einer Lieferkette auf mich zukommt, desto eher, flexibler und kostengünstiger kann ich Disruptionen und Verzögerungen erfolgreich verhindern oder in ihren Auswirkungen zumindest verringern. Wer klarer sieht, wird resilienter.

Glücklicherweise ist diese Transparenz nicht nur Basis der Resilienz, sondern auch Grundlage für Nachhaltigkeit und Flexibilität. Je klarer ich sehe, desto nachhaltiger und flexibler kann ich managen. Deshalb tun wir gut daran, die Transparenz in unseren Wertschöpfungsnetzwerken zu erhöhen, auch weil wir diese nach dem hoffentlich baldigem Ende der aktuellen Verwerfungen nicht mehr so sehr für die Resilienz, aber dann langfristig umso mehr für Nachhaltigkeit und Flexibilität brauchen werden. Wie können wir das erreichen?

Ganz einfach: durch den Einsatz neuer Technologien. Niemand erreicht das heute erforderliche Ausmaß an Transparenz mit Zettelwerk und Clipboard. Das zeigten bereits vor Corona und Ukraine-Invasion Krisen wie die Finanzkrise oder Fukushima. Anstelle dessen brauchen wir alles, worüber wir im Allgemeinen bereits an Hard- und Software nach Stand der Technik verfügen; im Besonderen natürlich die Blockchain-Technologie. Diese kann tatsächlich, wenn sie breit zum Einsatz kommt, exzellente Transparenz über die mit Blockchain verbundenen Unternehmen schaffen. Sie ermöglicht es, dass wir in naher Zukunft nahezu in Echtzeit Informationen und Daten über sämtliche Wertschöpfungsstufen kontinuierlich organisieren und optimieren können. Diese Daten brauchen wir, um zu wissen, was gerade irgendwo in unserer Lieferkette passiert, um dann klug mit entsprechenden Strategien vom einen auf den anderen Lieferanten zu wechseln oder jede andere im Sinne des Wortes notwendige Maßnahme so rechtzeitig zu ergreifen, dass es eben nicht zum Schlimmsten kommt – wie es leider aktuell unter dem Eindruck der momentanen Disruptionen in vielen Unternehmen der Fall ist.

So gesehen sind wir in keiner schlechten Ausgangsposition, um Resilienz, Nachhaltigkeit und Flexibilität zu stärken: Wir halten die dafür notwendige Technologie bereits in Händen. Wir brauchen sie nur klug einzusetzen. Wir dürfen also nicht mehr fragen: Warum sollten wir das machen? Brauchen wir das überhaupt? Wir sollten vielmehr fragen: Woher bekomme ich diese Technologien? Wer kann mich bei deren Einführung und ihrer Verbindung unterstützen? Auf diese Weise erreichen die neuen Technologien dann auch in der unternehmerischen Praxis das Niveau der Produktivität, das Wissenschaftler ihnen schon lange zuschreiben. Werfen wir dafür noch einen zweiten Blick auf die Blockchain-Thematik, die als Schlüssel-Technologie ja auch in unserer Silicon Economy zum Einsatz kommt.

Bekanntermaßen hat sich die Silicon Economy zum Ziel gesetzt, Wertschöpfungsprozesse durchgängig und komplett zu virtualisieren und auf dieser Grundlage dann auch zu automatisieren und zu autonomisieren. Ein ehrgeiziges, aber lohnendes Ziel. Dabei kann die Blockchain-Technologie eben nicht nur die erwähnte nötige Transparenz erzeugen. Sie kann zum Beispiel unter Einbindung vom Smart Contracts auch Auftraggeber und Auftragnehmer so verbinden, dass vorher vereinbarte Vertragsbestandteile automatisch überprüft werden, beispielsweise beim Versand von Produkten von A nach B. Ergibt die automatische virtuelle Überprüfung ein positives Ergebnis, dann erlaubt die Blockchain-Technologie auch, dass automatisch Abrechnung der gelieferten Güter angestoßen wird. Gleichzeitig können mit Smart Payment-Lösungen die Bezahlungen dann auch Blockchain-basiert erfolgen. Und das künftig in Kombination mit anderen nützlichen Technologien aus dem Internet der Dinge – alles autonom und automatisch. Dadurch schließen sich verschiedene Kreisläufe: Material-, Informations- und Finanzflüsse werden synchronisiert. So entstehen komplett geschlossene Prozesse und autonome Abläufe.

Das ist genau das, was in den sozialen Medien unter den Begriffen „Web3“ (sozusagen das Blockchain-basierte Internet) oder auch „(industrial) Metaverse“ intensiv diskutiert wird. Ganz konkret werden wir schon in den nächsten Jahren viele neue elektronische Devices mit Blockchain-Readiness an Bord kaufen können. Und auch wenn noch nicht ganz klar ist, wie die Begriffe „Web3“ und „Metaverse“ genau abgegrenzt und verwendet werden – weil sie noch so neu sind – können wir heute schon sagen, dass wir hier in Dortmund für deren industrielle Anwendung in Logistik und Supply Chain Management einen soliden und zukunftsweisenden Ausgangspunkt geschaffen haben.

Geschlossene Kreisläufe tragen nicht nur dazu bei, dass Lieferketten resilienter werden. Sie werden auch effizienter, was wiederum Auswirkungen auf ihre Nachhaltigkeit hat. Denn wenn ich dank neuer Technologien alles optimieren kann, dann gilt das z. B. auch für Transportstrecken, was Ressourcen und Umwelt schont und weniger Kosten verursacht: schöne neue Welt.

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