Zukunft ist agil

Geht es Ihnen auch so? Mit zunehmender Dauer der Pandemie stelle ich mir nicht nur die Frage, wie lange das Ganze denn wohl noch dauern mag, sondern ich frage mich auch: Wie geht es danach weiter? Und was wird bleiben?

Viele Dinge bleiben jetzt schon länger bestehen als wir uns das noch vor einem Jahr gedacht haben: mehr Video-Konferenzen und weniger Geschäftsreisen oder auch der gesteigerte Online-Konsum. Vielleicht lassen sich einige dieser Dinge schlicht nicht mehr zurückdrehen. Vielleicht liegt es aber auch an etwas anderem und wir sollten etwaige Learnings aus der Disruption als solche ganz bewusst beibehalten. Eine dieser Entwicklungen, die wir uns bewahren sollten, ist Agilität.

Die Forderung nach Agilität erlebe ich derzeit verstärkt bei meiner täglichen Arbeit in Forschung und Lehre. Hatten wir im Frühjahr letzten Jahres noch gedacht, wie ungemein agil wir sind, weil wir die normalen Präsenz-Vorlesungen in digitale Remote-Veranstaltungen verwandelt hatten, so stellen wir jetzt fest, dass wir bei anhaltendem Lockdown selbstverständlich auch die Prüfungen digital anbieten müssen – was einen ungleich größeren Aufwand verlangt. Doch auch das gelingt, eben weil wir agil sind. In diesem Zusammenhang möchte ich mich einmal ausdrücklich bei meinem Team vom Lehrstuhl und den Dozentinnen und Dozenten sowohl von Fraunhofer als auch extern bedanken, die sich in hohem Maße einsetzen und das alles möglich machen.

Wenn wir dann mit etwas Abstand auf diese und ähnliche Entwicklungen schauen, können wir feststellen: Wir reden zwar seit Jahren über moderne Lehr- und Lernformate. Doch erst Corona hat uns praktisch dazu gezwungen, nicht nur unsere Vorlesungen zu digitalisieren, sondern konsequent den nächsten Schritt zu gehen und auch die Prüfungen ganz anders zu gestalten als in der Vergangenheit. Deshalb führt eine gesteigerte Agilität für alle, die sich an Hochschulen mit neuen Formaten auseinandersetzen, zu einem Entwicklungssprung, den wir ohne Corona auf jeden Fall nicht so schnell und so weitgehend geschafft hätten. Und einige der neuen Formate werden bleiben, weil sie sich bewährt haben, effizienter sind und auch ohne Pandemie sinnvoll bleiben. Zumindest wünsche ich mir das.

Ein anderes großes Feld, auf dem eine gesteigerte Agilität mittlerweile tagtäglich praktiziert wird, ist die Art und Weise, wie wir unsere beiden großen Umsetzungsprojekte zur Realisierung der Vision einer Silicon Economy durchführen; zum einen die Silicon Economy Logistics Ecosystems und zum anderen Blockchain Europe. In beiden Projekten arbeiten wir inzwischen hochgradig agil, z.B. bei der Software-Entwicklung oder, mit dem Einsatz von Scrum – all das ist agiles Arbeiten. Diese Agilität ermöglichte es uns auch, sehr kurzfristig und flexibel beispielsweise in einen Zoll-Use-Case von Blockchain Europe die neuen und aktuellen Brexit-Bedingungen einzubauen.

Agilität erleichtert und verbessert also nicht nur Forschung und Lehre; die aktuellen und künftigen Herausforderungen wie Klimawandel, Pandemien, Brexit oder die weitere Digitalisierung fordern geradezu ein agiles Vorgehen. Denn diese aktuellen und künftigen Herausforderungen präsentieren sich nicht länger in den traditionellen Zyklen, sondern hochbeschleunigt. Alles geht jetzt plötzlich sehr schnell. Schon vor Corona. Doch spätestens mit Corona sollte uns allen klargeworden sein: Zukunft ist, wenn von einem Tag auf den anderen alles plötzlich anders wird. Die Zukunft ist agil geworden – wir hoffentlich auch.

 

1 Kommentare:


  1. Die andauernde Pandemie verlangt uns allen eine Menge Agilität, Flexibilität aber auch vor allem Kompromissbereitschaft.
    Ich persönlich finde es sehr spannend darüber nachzudenken was von der Pandemie bleiben wird. Ein – wie so oft herbeigesehntes – „Zurück zu Normal“ oder „Wie es früher war“ wird es vermutlich nicht geben. Für sehr wahrscheinlich halte ich zum Beispiel das Beibehalten von Homeoffice in erhöhter Frequenz. Auch im Hochschulalltag kann ich mir vorstellen, dass einige Kurse weiterhin online angeboten werden. Wohin die Reise aber wirklich geht, bleibt abzuwarten.

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