Plattform-Ökonomie

Alle reden darüber: Plattform-Ökonomie. Was ist das? Wer viel im Internet unterwegs ist, ahnt oder weiß es vielleicht schon.

Betrachten wir einige der heute weltweit erfolgreichsten und größten Unternehmen, dann wird augenfällig: Sie operieren von Internet-Plattformen aus. Amazon, Google, Alibaba,… Man muss nicht Nostradamus heißen, um sich auszurechnen, dass auch bald die Logistik in diese Richtung vorstoßen wird.

In ein paar Jahren schon kann es gänzlich asset-befreite Logistikunternehmen geben. Sie haben keine eigenen Flotten an LKWs, Schiffen oder Flugzeugen mehr. Sie haben eine Plattform im Internet. Über diese bieten sie ihre Logistikdienstleistungen an. Heute sind noch unvorstellbare Summen in Flotten und Hardware gebunden. Eher früher als später wird ein Logistikunternehmen anfangen, sein traditionelles Geschäftsmodell zu überdenken, zu ergänzen oder zu ersetzen. Irgendwann wird ein Unternehmen sein gebundenes Kapital befreien und einen digitalen Siegeszug beginnen. Oder es passiert, was dem Einzelhandel passierte: Ein Amazon taucht auf. Ein neuer Konkurrent aus einer ungeahnten Ecke, der den Markt aufrollt. Ohne Hardware. Mit seiner Plattform.

Ein wenig schnuppert die Logistik bereits an diesem neuen Wirtschaftsmodell, nämlich bei der Personenlogistik. Erraten? Natürlich: Flixbus. Flixbus hat wie viele eigene Busse? Exakt einen. Dieser eine Bus ist für Demonstrationszwecke gedacht. Und obwohl das Unternehmen keine eigenen Busse hat, rollt „seine“ Flotte durch die Lande und den Markt auf. Das ist das Prinzip, auf dem das Geschäftsmodell vieler neuer Unternehmen basiert. Uber hat keine eigenen Taxis, AirBnB hat keine eigenen Hotels. Dass diese neuen Plattform-Unternehmen ziemlich disruptiv aufs traditionelle Geschäft wirken, erfahren wir täglich zur Genüge aus den Medien und aus eigener Anschauung.

Wenn deshalb immer mehr langjährig erfolgreiche Unternehmen über Plattformen nachdenken, dann geschieht das nicht immer aus Begeisterung über ein neues Geschäftsmodell, sondern oft genug unter disruptivem Druck. Diesen Druck erlebt zurzeit beispielsweise die Automobilindustrie, weshalb sie intensiv über Plattformen nachdenkt – und über ihre eigentliche Kernleistung.

Diese ist nämlich nicht das Auto, wie landläufig angenommen, sondern die Mobilität. Und für diese nutzen immer mehr von uns eben nicht mehr mit das eigene Auto; vor allem in den großen Städten der Welt. Der „Homo Urbanicus“ möchte kein eigenes Auto mehr, sondern mehr Mobilität, zum Beispiel in Gestalt perfekt aufeinander abgestimmter intermodaler Mobilitätsangebote: Mit dem kurzfristig gemieteten Rad radelt er zur S-Bahn, steigt danach auf den Bus um und nimmt nach der letzten Haltestelle für die letzte Meile raus ins Industriegebiet ein Carsharing-Auto. Und das alles bestellt und bezahlt er über ein und dieselbe Mobilitätsplattform. Das zahlt sich für den Autohersteller nicht aus? Wir werden sehen.

Es gibt heute schon in anderen Branchen Unternehmen, die mit ihren neuen Plattformen mehr Umsatz und Gewinn erzielen als mit ihren traditionellen Anlagen, Maschinen, Geräten und Wartungsservices.

Solche Plattformen bieten eine Menge von Produkten und Services an, die von einer Vielzahl von Partnern produziert werden. Bei einigen aktuellen Plattformen ist es heute noch so, dass die vielen kleinen Partner vom großen Plattform-Betreiber mehr oder weniger stark an die Kandare genommen werden. Es steht zu hoffen, dass sich das in Zukunft und vor allem auf den neuen Plattformen ändern wird. Ich glaube, dass beispielsweise die Blockchain-Technologie das bewirken kann.

Viele Supply Chains und Plattformen operieren mit einer Macht-Asymmetrie, die von einer zugrundeliegenden Informations-Asymmetrie verursacht wird. Die Blockchain macht Schluss damit, indem sie sämtliche Daten allen Blockchain-Partnern entlang der Supply Chain oder im Plattform-Netzwerk gleichermaßen zur Verfügung stellt. Das schafft nicht nur ein ausgewogenes Machtverhältnis, sondern auch Vertrauen unter den Partnern.

Damit entwickelt die Blockchain einen überragenden positiven Effekt auf das Miteinander in partnerschaftlichen Wertschöpfungsprozessen. Eine spannende Entwicklung – auch wenn wir heute noch nicht alle Antworten auf die offenen Fragen haben. Aber gerade diese Offenheit auch in Richtung ungeahnter Möglichkeiten macht es zum spannenden Thema. Wir werden in Zukunft weiterhin über die Industrie 4.0 und deren Management sprechen. Doch das nächste Zukunftsthema, The Next Big Thing wird die Plattform-Ökonomie sein. Die Entwicklung geht weiter. Was sonst?

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.