Mach‘ den Machathon!

Was um Himmels willen ist ein Machathon? Nun, einen Hackathon kennen Sie vielleicht – hier kommen IT’ler zusammen, um in kürzester Zeit, oft innerhalb eines einzigen Tages, co-kreativ eine neue Software zu entwickeln. In nur einem Tag? Rekordverdächtig! Eben deshalb ist die Idee so attraktiv und beliebt. Ein Machathon ist, überspitzt gesagt, ein Hackathon ohne IT. Es geht nicht um Software, sondern um‘s Business – in kürzester Zeit.

Ich erinnere mich an meinen ersten Machathon: Wir waren 23 Leute, in München, und versuchten an nur einem Samstag ein Internetradio zu bauen und am Ende des Tages unsere erste Internetradio-Sendung auszustrahlen. Das war mehr eine Hobby-Idee unter drei Kollegen aus dem Supply Chain Management, und sie scheiterte am Ende daran, dass wir zu viele kalte Lötstellen in unser Radio gelötet hatten. Doch die gemeinsame, hoch kreative und äußerst begeisternde Arbeit an dieser etwas ausgefallenen Idee hatte alle angesteckt.

So sehr, dass mittlerweile eine Bewegung daraus entstanden ist. Wir haben seither sieben Machathons durchgeführt; die nächsten drei sind in der konkreten Vorbereitung – und wir sind nicht mehr nur zu dritt! Inzwischen sind 80 Menschen mit dem Machathon in Kontakt gekommen. Die Idee verbreitet sich rasant, vor allem weil sie Dinge schneller und begeisternder in Bewegung bringt als herkömmliche Methoden.

Im November letzten Jahres zum Beispiel traf sich ein Machathon-Team bei einem mittelständischen Logistikdienstleister in Niederbayern und entwickelte binnen eines Tages einen kompletten Fahrplan für ein Geschäftsmodell, mit dem er sein Unternehmen in Zukunft weiterentwickeln kann (und wird). Und erst vor kurzem fand ein Machathon bei einem Unternehmen statt, das Fabrik-Planungssoftware entwickelt, sich nach einer stetigen, guten Auftragsentwicklung nun weltweit aufstellen möchte und vom Machathon die nötigen Ideen und Konzepte dafür entwickeln ließ. Auf Basis dieser Ergebnisse kann das Unternehmen nun seine nächsten internationalen Schritte planen. Ergebnisse, die innerhalb nur eines Tages erzielt wurden. Das ist Turbo-Unternehmensentwicklung. Wieso geht das so schnell?

Weil die Machathon-Teams einzigartig in ihrer Zusammensetzung sind (und weil sie nur einen Tag haben). Beim Machathon für das Unternehmen mit der Planungssoftware waren zum Beispiel im Team: eine Marketing-Spezialistin, ein Arzt, ein Professor, einige Studierende sowie Vollblut-Praktiker aus dem logistischen Umfeld und eine Lehrerin für Orientalischen Tanz. Bei dieser Diversität und Disziplinvielfalt sind Ergebnisse und Lösungen alles Mögliche, aber sicher nicht langweilig, 08/15, unkreativ oder Business as usual. Am Ende des Tages hatten die drei Arbeitsgruppen ein komplettes, innovatives Entwicklungskonzept erstellt, inklusive Roadmap für die konkrete Umsetzung von Maßnahmen. Noch einmal: an nur einem Tag. Das ist unglaublich, das ist phänomenal, das ist Reverse Consulting.

Alles spricht in diesen Tagen von neuen, digitalen Technologien, von Industrie 4.0 und zukunftsträchtigen Geschäftsmodellen. Doch wie sich Unternehmen entwickeln und wie sie beraten werden, läuft größtenteils noch nach herkömmlichen Ansätzen ab. Nach einem unserer Machathons sagte ein Challenge-Geber (der Nutznießer der Veranstaltung) lakonisch: „Für dieses Ergebnis hätte ich bei einem herkömmlichen Beratungsunternehmen fünfstellig bezahlt und hätte das Ergebnis erst nach Wochen gehabt.“ Ein Machathon kostet einen Bruchteil davon und ist viel schneller. Neue Technologien erfordern neue Methoden.

Eine der teilnehmenden Managerinnen meinte: „In der normalen Beratung passiert am ersten Tag doch überhaupt nichts. Man redet über die Marktlage und was das eigentliche Problem ist.“ Außerdem geht es bei der üblichen Beratung meist um Effizienz, Risikominimierung und Cost Cutting – und alle drei sind im Zeitalter der digitalen Transformation und der Industrie 4.0, wo es um Blockchain und komplett neue Geschäftsmodelle geht, nicht wirklich Schwerpunkte der Unternehmensentwicklung. Oder sollten es zumindest nicht (mehr) sein.

Weil die Machathon-Idee so sehr begeistert und so exzellente Ergebnisse liefert, entwickeln wir gerade ein Konzept, damit es möglichst vielen Interessierten zugutekommen kann. Auch die Kostenseite soll das wiederspiegeln: Wir denken z.B. über ein Modell nach, nach dem der Challenge-Geber einfach das bezahlt, was ihm die Ergebnisse wert sind (im Personal Coaching funktioniert diese Tarif-Idee streckenweise glänzend).

Viele Challenge-Geber und Teilnehmer fragen auch: Wie können wir nach dem Machathon in Kontakt bleiben, um die Diskussion weiterzuführen und auch, um die entwickelten Ideen gemeinsam in der Praxis zum Erfolg zu führen? Also basteln wir folgerichtig an einem Machathon-Netzwerk für den laufenden Austausch. Eine neue Plattform entsteht, die die Teilnehmer auf dem Weg in die Zukunft begleitet.

Vor einiger Zeit war ich zu einer hochrangigen Veranstaltung eingeladen, bei der viele Prominente aus Wissenschaft und Wirtschaft versammelt waren, um neue Modelle für die Industrie 4.0 zu entwickeln. Zeitgleich fand in Berlin ein Blogger-Treffen statt. Am Abend nach der prominenten Veranstaltung schaute ich mir im Fernsehen einen Bericht über das Blogger-Treffen an und verglich die Ergebnisse beider Veranstaltungen. Fazit: Ich wäre an diesem Tag lieber bei den Bloggern gewesen, denn was diese im hierarchiefreien Raum ungebremst von Konventionen, Traditionen, eingefahrenen Wegen und Gepflogenheiten entwickelt hatten, erschien viel mehr, kreativer, spannender und zukunftsweisender. Genau deshalb begeistert mich der Machathon.

1 Kommentare:


  1. Heinz Paul Bonn sagt:

    lb Michaelsehr schönja Du hast zugehörtwie sagte Lord Alfred NorthcliffeMit Schlagzeilen erobert man Leser. Mit Informationen behält man sie. –

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