Künstliche Intelligenz für digitale Ökosysteme

Es ist aktuell ein heißes Thema: KI, Künstliche Intelligenz. Stakeholder aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft krempeln derzeit die Ärmel hoch und wollen entsprechende KI-Infrastrukturen und -Ökosysteme aufbauen. Was soll man sich darunter vorstellen?

Wir haben hier am Wissenschaftsstandort Dortmund zum Beispiel ein Leistungszentrum für Logistik und IT, in dem wir eng mit unserem Schwesterinstitut, dem Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST, und diversen weiteren Partnern aus Wissenschaft und Praxis zusammenarbeiten. So verfügen wir über den richtigen institutionellen Rahmen eines Ökosystems, innerhalb dessen wir digitale Lösungen entwickeln, KI-Anwendungen konzipieren und die digitale Revolution gemeinsam meistern wollen.

Im besten Sinne unseres interdisziplinären Verständnisses von Logistik und Supply Chain Management arbeiten wir dabei nicht nur mit den verschiedenen Logistik-Lehrstühlen zusammen, sondern beispielsweise auch mit dem IfADO, dem Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund („Bei uns steht der arbeitende Mensch im Mittelpunkt“). Die dort forschenden Arbeitssoziologen und Sozialwissenschaftler helfen uns, jene Rahmenbedingungen der Arbeit zu erforschen und zu wahren, auf die wir Menschen auch während und nach der digitalen Revolution Wert legen. Denn so revolutionär darf keine Revolution sein, als dass sie am Menschen vorbeigeht.

In einem solchen Innovations-Ökosystem arbeiten also viele Praktiker, Unternehmen und Forscher aus unterschiedlichsten Disziplinen daran, das voranzutreiben, was beherrschendes Thema unserer Zeit ist. Was fehlt noch, damit das Ökosystem komplett ist?

Natürlich die Digital Natives, die Mitarbeiter der Zukunft, die jetzt gerade die Seminarbank an der Hochschule drücken. Oder die bereits in etlichen Start-ups hier am Innovationsstandort Dortmund tüfteln und arbeiten. Dafür gibt es zum Beispiel auch einen eigenen Digital Hub Logistics. Von diesem Innovationsbiotop fühlen sich nicht nur Start-ups angezogen, sondern auch Start-ins von etablierten Unternehmen. Sie nutzen die Gelegenheit, ihre Unternehmensausgründungen in CoWorking Spaces und unter Nutzung unserer Labs und Test Beds am Wissenschaftsstandort Dortmund im geschützten Raum reifen und wachsen zu lassen.

Schließlich gehören zu so einem Ökosystem auch Vertreter der Politik – nicht nur als Fördermittelgeber, sondern auch als Adressaten der Forschungsergebnisse, die das Ökosystem liefert. Indem wir alle diese Menschen, Institutionen und Unternehmen zusammenbringen, gelingt uns etwas, das in der Anwendungsdomäne Logistik und Supply Chain Management einzigartig ist: Wir integrieren und verbinden die bekannten und neuesten digitalen Technologien wie eben Blockchain, IoT, KI oder Edge Computing untereinander, innerhalb von Unternehmen und zunehmend auch in Wertschöpfungsnetzwerken. Darin liegt wohl das größte Potenzial der neuen Technologien: Es muss uns gelingen, die schöne neue, digitale und KI-Welt dort harmonisch zu integrieren, wo die Wertschöpfung stattfindet – im B2B entlang von Supply Chains. So entsteht aus Dortmund heraus unter Integration aller Stakeholder ein Ökosystem, das die Grundlage bildet für eine komplett neue digitale Infrastruktur für den Einsatz künstlicher Intelligenz und für den Aufbau einer Plattformökonomie für Logistik und Supply Chain Management. Wir wären aber nicht Fraunhofer, wenn wir nicht schon einen Schritt weiter dächten.

Inmitten der digitalen Transformation denken wir bereits über die biologische Transformation nach. Es geht dabei darum, noch mehr von den beeindruckenden Abläufen in der Natur zu verstehen und auf Logistik und Supply Chain Management zu übertragen. Wie zum Beispiel bei der zellularen Fördertechnik, die auf einem Ameisen-Algorithmus und der entsprechenden Schwarmintelligenz basiert. Erstaunlich, aber wahr – und wenn man ans Bild der bauenden und transportierenden Ameisenkolonie im eigenen Garten denkt, eigentlich auch naheliegend: Die Logistik kann von Ameisen lernen.

Und je mehr wir von der Natur lernen, desto stärker rücken die zentralen Fragen der Wertschöpfung (in Natur und Unternehmen bzw. Unternehmensnetzwerken) in den Vordergrund: Wieviel zentrale Steuerung brauchen Prozesse und Organisationen? Und wieviel dezentrale Steuerung erlauben sie? Gerade die digitalen Technologien mit ihren (teil)autonomen Geräten, Maschinen und Transportbehältern gibt uns doch heute die Möglichkeit, Wertschöpfung sehr viel dezentraler zu steuern als bislang üblich. Wobei das Thema beim Weiterdenken in nahezu philosophische Gefilde führt: Wenn zentrale Steuerung immer mehr durch eine dezentrale Steuerung ergänzt und ggf. irgendwann ersetzt wird – was ist dann wohl die zentrale Steuerungsinstanz in der Natur?

Keine Bange: Wir gleiten nicht in die Philosophie ab. Wir begleiten Sie erst einmal auf dem Weg zur digitalen Transformation. Doch Sie können sicher sein, dass wir wie immer bereits einen Schritt weiter denken…

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.