Eine schöne Illusion?

Ich frage mich: Ist die Zusammenarbeit zwischen Mittelstand und Startups eine Illusion? Oder lediglich eine Frage der Zeit im Sinne einer tatsächlichen Digitalen Transformation des Wirtschaftsstandortes Deutschland?

Mindestens 95% der deutschen Unternehmen sind Mittelständler. Wenn die nicht mitmachen, nicht transformieren – wie kann man da von Digitaler Transformation reden? Wenn nur die paar großen Firmen transformieren: Das reicht nicht. Also: Schöne Illusion oder Frage der Zeit?

Natürlich gibt es bereits Mittelständler, die im Zuge einer umfassenden Digitalen Transformation mit Startups – oder Startins, wie wir sie in Dortmund zusammen mit unseren Forschungspartnern entwickeln – zusammenarbeiten. Ich weiß das aus erster Hand, denn ich bin dankenswerterweise vor Kurzem in den Beirat des Bundesverbandes Deutsche Startups berufen worden, der Einblick in die Materie hat und der natürlich auch Brücken zwischen Startups und Mittelstand baut. Doch da gibt es noch viel zu tun, auch für uns.

Wir haben hier am Wissenschaftsstandort Dortmund insbesondere zwei Initiativen vorangetrieben: das Mittelstand 4.0- Kompetenzzentrum und den Digital Hub Logistics. Das Kompetenzzentrum zeigt dem Mittelstand an konkreten Beispielen, wie die Digitale Transformation funktionieren kann. Wir machen das mittelstandstauglich, sehr bodenständig unter anderem mit einer Bustour durchs Ruhrgebiet. Sozusagen Sightseeing quer durch die Digitalisierung in Deutschland, quasi als Gegenentwurf zum Silicon Valley. Das ist gut.

Es soll noch besser werden. Denn die Logik ist so banal wie bestechend: Aus Startups werden, bei Erfolg, irgendwann kleine, dann mittlere, dann große Unternehmen. Das Startup von heute ist der Mittelständler von morgen. Für alle bereits etablierten Mittelständler heißt das jedoch: Lieber nicht bis morgen warten! Lieber gemeinsame Sache machen als auf neue Wettbewerber zu warten. Die Zusammenarbeit heute ist besser als die Zusammenarbeit morgen. Ausreden gelten nicht.

Wobei es an Bedenken nicht mangelt: „Uns geht es doch gut, warum sollen wir uns denn mit Startups abgeben!“, „Wir verstehen die Leute in den Startups nicht und die verstehen uns nicht!“, „Die Startup-Welt ist uns einfach fremd.“ Das alles sind verständliche, menschliche Bedenken, Berührungs- und Schwellenängste. Es sind aber keine unüberwindlichen Hindernisse.

Es sind Aufgaben und Herausforderungen. Ich bin der Erste, der zugibt, dass es sich dabei um eine ganz besondere Art der Herausforderung handelt. Denn die Startup-Welt ist schon eine ganz spezielle Welt, mit eigener Kultur, eigenem Ethos und ganz eigenen Entscheidungs-, Verantwortungs- und Kommunikationsgepflogenheiten. Aber sollte nicht gerade das Besondere uns doppelter Anreiz sein, es zu erkunden, auszuprobieren, unsere Chancen darin zu suchen und zu nutzen?

Die Chancen und Potenziale der Zusammenarbeit zwischen Newcomern und Etablierten, zwischen Startups und Mittelstand überwiegen bei Weitem alle Bedenken und Anlaufprobleme. Für beide Seiten! Und: Niemand wird damit alleingelassen. Wir sind ja auch noch da.

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