Der erste Schritt

Alle reden von Industrie 4.0, viele fragen: Was sind die ersten Schritte? Wie kann ich mein Unternehmen fit machen für die 4. Industrielle Revolution? Wer das fragt, kommt schnell auf die Idee, mit Start-ups zusammen zu arbeiten. Auch deshalb wurde im letzten Herbst der Digital Hub Logistics in Dortmund gegründet.

Der Hub ist Bestandteil der German Hub Initiative, innerhalb derer es zwölf deutsche Hubs gibt. Sozusagen als Gegenpole zu den internationalen Digital Hot Spots wie Silicon Valley und Tel Aviv. Auch im Dortmunder Hub wird die zentrale Rolle von Start-ups beim digitalen Wandel deutlich. Leider meinen viele Entscheider in traditionellen Unternehmen: Wir müssen uns lediglich mit den passenden Start-ups zusammentun – und schon fliegt die digitale Kuh! Wie die oft schmerzhafte Erfahrung zeigt, ist dem leider nicht so: die Unterschiede zwischen Traditionsunternehmen und Start-ups sind zu groß.

Also sagen wir: Entwickelt neue, digitale Ideen aus dem eigenen Unternehmen heraus! Schafft so etwas wie Start-ups im eigenen Unternehmen, damit der Cultur Clash zwischen Tradition und Start-up nicht so extrem wird. Gebt euren kreativen Köpfen im Unternehmen die Möglichkeit, im geschützten Raum zu innovieren. Das Ganze nennt man dann sinnigerweise Start-ins: Innovative Teams, die abseits von bestehenden Produkten und Dienstleistungen digitale Innovationen realisieren, mit eigenen Verantwortlichkeiten, entsprechend Zeit, Personal und Budget. Sozusagen ein digitales Ökosystem im eigenen Unternehmen. Feine Sache.

Um diese Sache voranzubringen, haben wir im Frühsommer auch den Digital Logistics Award ausgelobt. Für Start-ups und Start-ins, aber auch für Ideengeber, Einzelinnovateure, Tüftler, Erfinder. Schon bei diesem ersten Anlauf erhielten wir aus dem Stand 39 Bewerbungen. Eine hochkarätige Jury aus Wirtschaft und Wissenschaft machte es sich nicht leicht, aus den allesamt beeindruckenden Einreichungen die besten acht auszuwählen.

Diese acht Besten präsentierten dann beim Zukunftskongress Logistik im September in Dortmund jeweils fünf Minuten – mit „scharfem Gong“: Was genau kann die konkrete digitale Innovation? Was ist ihr Kundennutzen? Was der USP? Preise gab es für die besten Drei, wobei die Preise vom Duisport, der Deutschen Bank, vom EffizienzCluster LogistikRuhr und Fraunhofer Venture gesponsert wurden.

Alle acht Besten waren nach einhelliger Meinung von Jury und Publikum schwer beeindruckend, doch am Ende hatten die MotionMiners die Nase vorn: Mit einer Art Smart Watch ermöglichen sie die automatische Erfassung und Analyse von Arbeitsprozessen – was jede Menge Zeit bei der Prozessbewertung spart. Die MotionMiners sind nur eines von vielen Beispiel dafür, wie kluge Köpfe inner- und außerhalb von traditionellen Unternehmen geniale digitale Ideen entwickeln und an den Markt bringen können – wenn sie sich in einem eigenen Ökosystem austoben können. So kann die Digitale Transformation gelingen.

Ganz konkret natürlich am Digital Hub Logistics in Dortmund – bislang hauptsächlich noch virtuell, doch absehbar mit und auf eigenem Campus. Dann zieht der Hub vom derzeitigen Coworking Space in seine eigenen vier Wände. Das hört sich jetzt sehr prosaisch an – für den digitalen Laien.

Der Digital Native weiß: Eine dieser vier eigenen Wände ist eine Firewall. Denn wenn Start-ins im eigenen, traditionellen Unternehmen „gleich rechts vom Shop Floor“ sitzen, werden sie oft vom Tagesgeschäft auf- und ausgesaugt. Ständig kommen die arrivierten Kollegen vorbei und sagen: „Könnten Sie mir nicht rasch …?“, „Du musst mir ganz schnell mal …“ oder „Da hast was ganz Dringendes – mach rasch mal!“ Wegen dieser gut gemeinten und total trivialen „Störungen“ stockt in vielen Unternehmen die 4. Industrielle Revolution. Manchmal braucht es eben auch eine Firewall, eine räumliche Distanz, damit innovative und vor allem digitale Prozesse in Gang kommen können.

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